Ökologie zwischen Wissenschaft und Weltanschauung
Vor gut 150 Jahren entstand die Ökologie als eine neue Naturwissenschaft. Im Zuge der Ökologiebewegung seit den 1960er-Jahren ist von „Ökologie“ und „ökologisch“ aber auch in nichtnaturwissenschaftlichem Sinn die Rede. Der Begriff wurde mit Wertbezügen verknüpft, und es sind „ökologische“ Weltanschauungen entstanden, denen es – angesichts des bedrohlichen Zustands unserer Umwelt – um das richtige Verhältnis der Menschen zur Natur und ihren Umgang mit Natur geht. Dabei wurde die Ökologie zu einem Leitbild erhoben. „Diese gesellschaftlichen Entwicklungen prägen bis heute den Naturschutz in Deutschland“, erklärt Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).
„Der Naturschutz und seine breite Verankerung in der Gesellschaft haben durch die Umwelt- und Ökologiebewegung der letzten 50 Jahre wichtige Impulse erhalten und sind ohne sie nicht denkbar.“
Die aktuelle Schwerpunktausgabe der Fachzeitschrift „Natur und Landschaft“ beleuchtet die in diesem Kontext entstandenen „Öko-Disziplinen“ der Sozialen Ökologie, der Human-, Kultur- und Ethnoökologie, der Politischen Ökologie, ökologischen Ethik, Ökopädagogik und Ökologischen Ökonomik. Ausgewiesene Expertinnen und Experten erläutern prägnant, wie diese Disziplinen jeweils natur- und gesellschaftswissenschaftliche Perspektiven miteinander verbinden und was sich daraus für Folgerungen für den praktischen Naturschutz ergeben.
So wird beispielsweise deutlich, wie gesellschaftliche Diskurse organisiert werden können, um die Interessen verschiedener Gruppen bei naturschutzpolitischen Entscheidungen miteinander in Einklang zu bringen. Dabei steht die Analyse unseres Umgangs mit Natur – seiner sozialen, ökonomischen, politischen und ethischen Voraussetzungen sowie teilweise problematischen Konsequenzen – im Mittelpunkt. „Das Zusammenwirken unterschiedlicher Forschungsansätze aus verschiedenen wissenschaftlichen Traditionen ist bis heute in diesen Disziplinen sehr fruchtbar. Dies gilt es weiterzuentwickeln und in Zukunft auch verstärkt für die praktische Naturschutzarbeit zu nutzen“, so die BfN-Präsidentin.
Um dies zu unterstreichen, verdeutlichen die Autorinnen und Autoren anhand konkreter Beispiele die Bedeutung ihrer Disziplin für die Praxis des Natur-, Landschafts- und Umweltschutzes – etwa um mithilfe von Ansätzen der Sozialen Ökologie Landnutzerinnen und Landnutzer bei der Suche nach besonders naturverträglichen Bewirtschaftungsvarianten in der Kulturlandschaft einzubinden. In einem Beitrag zur Human- und Ethnoökologie werden Beispiele aus Gebieten mit intensiver Tierhaltung in Deutschland oder zu ökologisch orientierten kleinbäuerlichen Landbauverfahren im tropischen Afrika vorgestellt.
Ein Beitrag zur Ökologischen Ökonomik erläutert ein umfassendes Programm zur Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt in der deutschen Agrarlandschaft. Zudem wurde – in einem innovativen Ansatz – Praktikerinnen und Praktikern des Naturschutzes Gelegenheit zu kritischen Fragen gegeben, die von den Autorinnen und Autoren in der Schwerpunktausgabe beantwortet werden.
Quelle Pressemeldung von Natur & Landschaft
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